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Politisch war im Jahr 2023 so einiges los. Der Ukraine-Krieg hatte im Vorjahr die Abhängigkeit von Europa in Bezug auf die Energieversorgung deutlich aufgezeigt. Die Schweizer Politik hat daher beschlossen, die Erhöhung der Unabhängigkeit bei der Energieversorgung stärker in den Fokus zu rücken. Dies wirkt sich sowohl auf die Endkonsumenten wie auch auf die Energieversorger aus.
Zum einen hat der Bund die Einrichtung einer Stromreserve beschlossen. Die Kosten werden durch alle Kunden in der Schweiz getragen und über die Swissgrid abgerechnet. Die Kosten sind seit 1.1.2024 als neue Position auf der Energieabrechnung zu finden und betragen stattliche 1.20 Rp./kWh.
Zum anderen kommen mit dem von den Räten lancierten Mantelerlass neue Anforderungen auf die Energieversorger zu. Der Ausbau neuer Erneuerbarer soll rasant vorangetrieben werden. Dies erfordert bei den Netzbetreibern einen starken Fokus auf Netzausbauten und die Integration einer grossen Anzahl von Photovoltaikanlagen ins bestehende Netz.
Auch die Erhöhung der Energieeffizienz soll für Energieversorger stark an Relevanz gewinnen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat sich die EWL dazu entschieden, den Bereich Energieberatung aufzubauen und ihre Ressourcen hierfür zu bündeln. Die organisatorischen Auswirkungen werden insbesondere im Jahr 2024 zu spüren sein.
Einige Vorarbeiten für neue Dienstleistungen konnten im Jahr 2023 bereits erbracht werden. Die Abrechnung von ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) Gemeinschaften ist seit Ende 2023 möglich. Der ZEV bietet gerade im Hinblick auf die schwankenden Energiepreise eine gute Möglichkeit, den Strompreis mittels Eigenproduktion und -verbrauch auf einem langfristig kalkulierbaren Niveau zu halten. Die EWL Genossenschaft bietet hierfür massgeschneiderte Lösungen an. Von der Beratung und der Umsetzung von PV-Anlagen, Eigenverbrauchsoptimierungen und -steuerungen bis hin zur ZEV-Abrechnung können ab 2024 alle Leistungen angeboten werden.
Wer im April 2023 in der Gewerbezone Äschmad die GALA (Gewerbeausstellung Lauterbrunnen) besucht hat, konnte indes auch zu den Dienstleistungen der Zentrale Stechelberg ein umfassendes Bild gewinnen. Von Gravurservice bis hin zur kundenspezifischer Metallmanufaktur - die Mitarbeitenden der Zentrale Stechelberg bieten eine breite Palette an Leistungen an. Der weitere Ausbau sowie die Erhöhung der Bekanntheit der Angebote soll 2024 im Zentrum stehen.
Im Jahr 2023 drehte sich bei der EWL Genossenschaft vieles um die bereits bekannten Mehrjahresprojekte "Kraftwerk Sousbach" und "Schilthorn 20xx".
Das Projekt Sousbach verlief über die Sommermonate im Bereich Netzinstallationen eher ruhig und erforderte den grössten Effort erst in der zweiten Jahreshälfte; dies primär im Bereich der Planung der Trafostationen sowie der Materialbestellung.
Beim Projekt Schilthorn 20xx galt es von Frühjahr bis Sommer 2023, in kürzester Zeit an den drei Standorten Stechelberg, Mürren und Birg die neuen Kabel wie auch Trafostationen zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Dank der reibungslos verlaufenden Kooperation mit dem Netzteam der Jungfraubahnen konnten alle Arbeiten im geplanten Zeitraum ausgeführt werden.
Der Umzug der EWL-internen IT-Infrastruktur in die Cloud der Teleconex AG konnte im Jahr 2023 ohne Zwischenfälle vollzogen werden. Auch der Umzug der verbleibenden Grosskunden konnte bis zum Jahresende, und somit dem "End-of-Life" des hauseigenen Rechenzenters, problemlos durchgeführt werden. Per Ende 2023 gingen somit alle Kundengeschäfte des Bereiches Digital an die Teleconex über. Aufgrund der Marktentwicklungen im Bereich IT- und Cloud-Dienstleistungen konnte der Bereich Digital bei der EWL Genossenschaft nicht mehr rentabel weitergeführt werden. Mit der Partnerschaft mit der Telconex wurde ein perfekte Anschlusslösung für den Bereich Digital gefunden. Das Kundengeschäft sowie die beiden langjährigen Mitarbeiter, Anton Mattmann und Beat Aeschbacher, wurden per Ende Jahr in die Teleconex überführt.
Die Umstellung der Berichtsperiode vom Hydrojahr auf das Kalenderjahr hat im Jahr 2023 zu einer einmaligen Betrachtung von 15 Monaten beim Energieaufwand und -ertrag geführt. Dies führte zu einem wesentlichen höheren Umsatz. Aus den drei zusätzlich betrachteten Monaten resultiert ein einmaliger Mehrertrag von rund CHF 700'000. Die weitere Differenz im Vergleich zum Vorjahr ist dem Handelserfolg zuzuschreiben. Ein milder Winter 2022/2023 hat zu einer äusserst guten Eigenproduktion sowie einem deutlichen Minderverbrauch geführt. Somit konnte zu einem äusserst attraktiven Preis viel Energie verkauft werden. Dies führte zu einem zusätzlichen Gewinn von etwas mehr als 1/2 Mio. CHF.
Der Handelserfolg kommt den Endkunden im Marktgebiet der EWL Genossenschaft selbstverständlich in den Tarifen 2024 wie auch 2025 wieder zugute. Die Tarife für ganzjährig genutzte Liegenschaften profitieren bereits im Jahr 2024 von einem Preisrückgang von rund 13% - und dies trotz ansteigender Systemdienstleistungen der Swissgrid sowie der zusätzlichen Tarifposition für die Stromreserve.
Die EWL ist finanziell gut aufgestellt und für die anstehenden Grossprojekte und Investitionen gerüstet.
An sieben Sitzungen hat sich der Verwaltungsrat im 2023 getroffen.
Ich danke an dieser Stelle dem Ratskollegium, aber auch dem ganzen Führungsteam und den Mitarbeitenden für die angenehme und konstruktive Zusammenarbeit zugunsten der EWL Genossenschaft.
Daniel Kuster
Präsident des Verwaltungsrates
Wie bereits erwähnt, dreht sich im Jahr 2024 vieles um die Umsetzung der Anforderungen an die Energieversorger, welche der Mantelerlass avisiert. Dies hat bei der EWL Genossenschaft organisatorisch nochmals einen Umbau zur Folge. Die Fokussierung auf die neuen Dienstleistungen in den Bereichen Energieberatung, Photovoltaik, Energieoptimierung und Eigenverbrauch erfordert eine Bündelung der Ressourcen. Die klassischen Elektroinstallationen werden daher künftig nicht mehr hausintern sondern in Kooperation mit einem Installationspartner angeboten. Sowohl für die Kunden an den Standorten wie auch die Mitarbeitenden soll die Ausgliederung mit möglichst geringen Veränderungen der Leistungen von statten gehen.
Im Energiebereich werden der Bau des Kraftwerks Sousbach sowie der Beginn der Sanierung der Dorfstrasse Lauterbrunnen zu den zentralen Projekte im Jahr 2024 gehören. Auch das Projekt Schilthorn 20xx wird noch die eine oder andere Arbeitsstunde erfordern. Zudem gewinnt auch die Nachfrage für Elektromobilität an Bedeutung - sowohl bei Privatkunden wie auch im öffentlichen Bereich.
Der Ausbau der neuen Erneuerbaren, wie er von der Politik gefordert wird, wird die EWL als Netzbetreiberin in den kommenden Jahren ebenfalls verstärkt fordern. Um den Ausbau wie gewünscht vorantreiben zu können, sind zusätzliche Netzelektriker und/oder Netzelektrikerinnen gefragt.
Nebst der Erweiterung der Benefits für die EWL Mitarbeitenden, welche bereits im Jahr 2023 umgesetzt wurden, wird im 2024 die Mitarbeitersuche mittels Social Recruiting vorangetrieben. Der Markt an Fachkräften ist stark ausgetrocknet. Daher bietet die EWL auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern attraktive Anstellungsbedingungen. Helfen Sie mit, teilen Sie unsere Social-Media-Beiträge mit Ihren Freunden!
Das Jahr 2024 bleibt abwechslungsreich und fordernd. Es gilt den Spagat zwischen lokalen Kundenbedürfnissen, politischen Forderungen und fortschreitender Technologie zu schaffen. Hinzu kommen die Ansprüche unterschiedlicher Generationen, welche möglichst umfassend berücksichtigt werden müssen. Die EWL setzt seit einige Jahren auf eine flache Hierarchie und eine offene interne Kommunikation. Die neuen Führungskräfte wie auch die Mitarbeitenden sind in den vergangenen Monaten zu einem starken Team zusammengewachsen und schaffen es, trotz anstehenden Herausforderungen, die Freude und den Spass im Arbeitsalltag und bei den Dienstleistungen für die Kunden nicht zu kurz kommen zu lassen. Ein riesengrosses Merci an dieser Stelle an alle EWL'ler für ihr unermüdliches Engagement.